Ernährung der Meerschweinchen, Teil 2

Ernährung der Meerschweinchen, Teil 2
(Zusammenfassung eines Vortrages von Marcus Clauss, Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere)
 
Ein Meerschweinchen braucht also in erster Linie Heu.
Es kann aber kein Vitamin C im Körper herstellen, und braucht deshalb auch Frischfutter.
Gräser und Kräuter eignen sich hierfür am besten. Sie enthalten Vitamine und Mineralstoffe, und ebenfalls viele Fasern.

Leider wächst in unseren Breitengraden nicht rund ums Jahr Gras. Wir sind also vor allem im Winterhalbjahr gezwungen, auf anderes Frischfutter auszuweichen, um die Meerschweinchen mit den notwendigen Vitaminen zu versorgen.
Von den üblicherweise an Meerschweinchen verfütterten Gemüsesorten enthalten aber sehr viele viel zu viel Zucker, der ja – wie im ersten Teil dieses Artikels ausgeführt – im Blinddarm eines Meerschweinchens nichts zu suchen hat.

Ein Apfel beispielsweise besteht fast nur aus Wasser und Zucker. In der Trockensubstanz beträgt der Zuckergehalt 70%. Sehr ähnlich ist es mit Rüebli und andern leckeren Gemüsesorten. Sinnvoll wäre, den Meerschweinchen vor allem grüne Blattgemüse, auch Salate, anzubieten. 

 Gesundes Saftfutter: Auch Gras darf 
ruhig etwas grob und stängelig sein.

Meerschweinchen brauchen auch nicht in erster Linie Abwechslung (also möglichst viel verschiedene, womöglich noch verschieden farbige Gemüsesorten), sondern vor allem Beschäftigung. Sie sollen also möglichst ausgewogen ernährt werden mit Futtermitteln, die viel Rohfaser enthalten und wovon mehr gefressen werden muss, um die gleiche Sättigung zu erreichen. Wer seinen Tieren Abwechslung bieten möchte, der sollte lieber verschiedene Heusorten anbieten, verschiedene Kräuter, oder verschiedene grüne Blattgemüse – nicht aber verschiedene Körner oder Obstsorten.

Der Vitamin-C-Bedarf eines ausgewachsenen Meerschweinchens beträgt zwischen 5 und 30 mg pro Kilo Körpergewicht pro Tag. Ein trächtiges benötigt etwa 20 bis 30 mg, ein Jungtier 50 mg. Der Tagesbedarf kann aber meist mit geringen Mengen an Grünzeug gedeckt werden:

Folgende Pflanzen enthalten im frischen (nicht getrockneten) Zustand je etwa 20 mg Vitamin C:

1.6 g Hagebutte
12 g Petersilie
15 g Peperoni
57 g Nüsslisalat
67 g Löwenzahn
154 g Kopfsalat
 
Getreide ist sehr stärkehaltig und soll deshalb möglichst nicht gefüttert werden. Da es sehr gut sättigt, nehmen die Tiere zu wenig Heu zu sich. Und da es sehr viel Zucker / Stärke enthält, führt es zu Problemen im Verdauungssystem. Es ist leider so, dass es von den Meerschweinchen sehr gern gefressen wird. Schokolade wird von den Menschen aber auch sehr gern gegessen, und ist deshalb trotzdem immer noch sehr ungesund....
 
Trotzdem macht es unter Umständen Sinn, den Meerschweinchen auch etwas Kraftfutter anzubieten. Je nach Vielfalt der Kräuter und der Gegend, woher diese stammen, kann es nämlich sein, dass nicht alle notwendigen Mineralstoffe in ausreichender Menge enthalten sind. Man hat herausgefunden, dass Heu aus dem Jura zu wenig Selen enthält, und so bei Meerschweinchen, die vorwiegend solches Heu fressen, zu Selenmangel führen kann.

Sinnvoller als ein Mischfutter mit verschiedenem, womöglich noch bunt gefärbtem Getreide, ist ein gutes Pelletfutter. Es soll einen Rohfaseranteil von mindestens 15% haben, und nur in kleiner Menge (max. 1 Esslöffel pro Kilo Körpergewicht und Tag) angeboten werden. Sinnvoll wäre, wenn das Pelletfutter stabilisiertes Vitamin C (Ascorbinsäure) enthält. Am besten eignen sich hier für Labortiere hergestellte Alleinfutter. Auch wenn man der Labortierhaltung mit gemischten Gefühlen gegenüber stehen mag – das für diese Tiere hergestellt Futter ist schon allein deshalb sehr gut zusammengesetzt, weil kein teurer Tierversuch wegen einer Fehlernährung scheitern soll. Alleinfutter für Labor-Meerschweinchen enthalten daher auch stabile Vitamin C-Quellen.

Sogenannte Leckerli wie Jogurtdrops, Knabberstangen mit Nüssen, Honig etc. und andere Brotsachen sollen überhaupt nicht verfüttert werden!

 
Leckerlis können auch gesund und grün sein – und Abwechslung ist erst noch möglich!

Ein gesund ernährtes Meerschweinchen, das vorwiegend Heu frisst, braucht sehr viel Wasser. Es scheidet auch mehr Kot aus als ein Tier, das energiereiches Futter zu sich nimmt.
 
Kräuter enthalten sehr viel Calcium und stehen in Verdacht, an der Entstehung von Blasensteinen mitschuldig zu sein. Man nimmt aber an, dass Blasensteine vor allem dann entstehen, wenn die Meerschweinchen zu wenig Wasser zu sich nehmen. Es ist also wirklich wichtig, dass den Tieren rund um die Uhr Wasser zur Verfügung steht (und man nicht am Morgen die leere Tränke wieder füllt). Und es ist denkbar, dass Meerschweinchen aus Nippeltränken, wo das Wasser nur tropfenweise kommt, gar nicht genügend Wasser zu sich nehmen können.
 
Die Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere forscht in den nächsten Monaten im Rahmen einer Doktorarbeit zu diesem Thema an Kaninchen, und hat auch eine grosse Umfrage erarbeitet. Falls Sie auch Kaninchen halten oder züchten, sind Sie herzlich eingeladen, an der Umfrage mitzumachen, die unter folgenden Links zu finden ist:

http://www.surveymonkey.com/s.aspx?sm=UZInQvYlf5miY_2fGVMywGcg_3d_3d (Umfrage für Kaninchenhalter/innen)
 
 
Ein Merkblatt mit den wichtigsten Informationen zur Ernährung von Meerschweinchen und Kaninchen ist übrigens seit einiger Zeit auf der Webseite von Kleintiere Schweiz unter IG Meerschweinchen, Fachliches zu finden, auch als PDF.
 

Text und Bilder: Priska Küng

Ernährung 2. Teil