Haltung

Der Anfang
Dieses Jahr wird die Zucht und Haltung von Rassemeerschweinchen in der Schweiz 20 Jahre alt.
Begonnen hat es mit der Gründung des Kantonalen Cavia-Vereins Solothurn (heute Cavia-Verein Schweiz) am 14. November 1989. Dieser Verein hat das Ausstellungswesen der Rassemeerschweinchen (Cavias) nach holländischem Vorbild und Standard aufgenommen.
 
Nur wenig später, am 27. Februar 1991 wurde in der Ostschweiz die Vereinigung der Schweizer Meerschweinchenfreunde gegründet. Dieser Verein bewertete die Meerschweinchen nach englischem Vorbild.
 
Unterschiedliche Bewertung
Was ist denn der Unterschied zwischen „holländischer“ und „englischer“ Bewertung?

Grob gesagt, gibt es eine wesentliche Unterscheidung. Nach holländischem System werden alle Rassen gleich bewertet: Nach Haarstruktur, Farbe und Zeichnung gleichermassen.

 

 

So sieht es an einer typischen „grossen“ Meerschweinchenausstellung aus.

Bei den Engländern spielen Farbe und Zeichnung nur bei den kurzhaarigen Tieren eine Rolle – dafür werden dort die Zeichnungstiere wie Holländer, Schildpatt (mit oder ohne weiss), Dalmatiner etc. auch als eigene „Rasse“ bezeichnet, während sie bei den Holländern als Rassebezeichnung „Kurzhaar“ tragen und ihre Zeichnung dann als Farbe gilt.

Die Strukturhaarrassen (Langhaar verschiedener Haartypen, Rauhaar wie Rex oder Teddy, Rosetten, Satins) werden im Englischem Standard vorwiegend nach den typischen Merkmalen ihres Haartyps bewertet.

Dies ist natürlich deutlich einfacher für die Zucht, da man sich vorwiegend auf Typ und Fell konzentieren kann, und die Anordnung der Farbfelder und/oder die Farbintensität ausser Acht lassen kann. Nach holländischem Standard müssen alle diese Punkte bei jedem Tier stimmen – das ist natürlich sehr viel schwieriger zu erreichen, und braucht auch viel mehr Zuchttiere, als wenn man die Farben „kunterbunt“ mischen kann.

 Aus Holland kamen meine ersten reinrassigen Vorfahren in die Schweiz, und vielleicht heisse ich auch deshalb Holländer?

Noch ein dritter Verein
Am 11. April 2003 wurde dann der dritte Meerschweinchenverein gegründet, in der französischsprachigen Schweiz. Der Club Romand des Amis des Cochons d’Inde hat sich von Anfang an mehr der Information und Aufklärungsarbeit verschrieben als der Zucht und dem Ausstellungswesen, führt aber auch ab und zu eine bewertete Ausstellung nach dem Vorbild der Vereinigung der Schweizer Meerschweinchenfreunde durch.
 
Der Dachverband
Am 11. Dezember 2005 haben es die beiden deutschsprachigen Vereine geschafft, sich unter einem Dachverband, der Interessengemeinschaft Meerschweinchen, zusammen zu schliessen, zwecks Beitritt zur grossen Familie der Kleintierzüchter.
Im März 2008 konnte dann auch der Westschweizer Verein aufgenommen werden, so dass nun die komplette „Meerschweinchenfamilie“, insgesamt gegen 400 Mitglieder, zu Kleintiere Schweiz gehört.
 
Die Aktivitäten heute
Der grösste der Vereine, die Vereinigung der Schweizer Meerschweinchenfreunde (VSM) führt jährlich mehrere bewertete Ausstellungen durch, mehrheitlich im östlichen Teil der Schweiz.

Der kleinste Verein, der Cavia-Verein Schweiz, organisiert alle ein bis zwei Jahre eine bewertete Ausstellung in der Region Solothurn-Bern-Aargau, veranstaltet aber durchs Jahr hindurch mehrere Anlässe, an denen der Verein (oder einzelne Mitglieder) an verschiedenen Kleintierausstellungen Meerschweinchen zeigen.

 Die Siegertiere präsentiert und sauber angeschrieben.

Der welsche Verein führt ebenfalls Präsentationen durch, und führt eine Notfall- und Vermittlungsstation für Meerschweinchen aus der Westschweiz.
 
Die Interessengemeinschaft Meerschweinchen (IGM) setzt sich vor allem für Aufklärung und Information ein. Sie organisiert mehrere Meerschweinchenpräsentationen übers ganze Jahr hinweg und macht an den den grösseren Veranstaltungen von Kleintiere Schweiz wie der Bea oder der Animalia mit, oder letztes Jahr auch im Ballenberg.
Text und Bilder Priska Küng