Haltung

Zwergziegen fühlen sich sehr wohl, wenn sie das ganze Jahr
über in ihrem Stall ein- und ausgehen können. Auch Schnee 
und Minustemperaturen stören sie nicht.

Damit es ihnen im Winter nicht langweilig wird bekommen sie 
Tannenäste und Zweige zum Nagen.

Bild: Martina Imhasly

Ziegen haben von Natur aus den Drang bergaufwärts zu ziehen, denn in ihnen schlummern von den Ahnen, den Bezoarziegen, vererbte Kletterbegabungen. Dieser Drang erwacht vor allem draussen in der freien Natur. Aber auch in ihrem winterlichen Stall schauen Ziegen ihre Welt am liebsten von oben herab an.
 

Im Freilaufstall, wo Ziegen nicht angebunden werden, besteht die Möglichkeit verschiedene erhöhte Podeste zu erstellen. Wie draussen im Auslauf können auch drinnen grössere Steinsbrocken, Baumstämme, Kisten und Tablare hingestellt oder montiert werden.

 Nicht nur in Afrika, auch in Weggis klettern Zwerggeissen auf Bäume und Sträucher. 
Bild: Franz Zurmühle

Als Rückzugsgebiet
Solche Türme, erhöhte Podeste und Tablare dienen aber nicht nur dem Kletterbedürfnis der Ziegen. Ziegen sind Herdentiere mit einer ausgeprägten Rangordnung. Wer ranghöher ist, hat vorrangig Zugang zu allen begehrten Ressourcen wie Futter, Wasser und Liegeplatz. Wer die Regeln verletzt, wird zurechtgewiesen durch Drohen oder Kampf. Die verschiedenen Liegenischen, Tablare und Rückzugszonen von ca. 70 bis 90 Zentimeter Höhe ermöglichen den rangtieferen Ziegen ein Ausweichen. Wenn sie sich in die körpergrossen Nischen zurückziehen werden sie dort normalerweise von den ranghöheren Tiere in Ruhe gelassen, denn das signalisiert diesen das Akzeptieren der Rangbeziehung.



An der Holzbalkendecke aufgehängte Liegebretter in einem Zwergziegenstall.
Liege- und Fressplatz
Ziegen lieben lange Liegezeiten von bis zur Hälfte des Tages. Sie liegen gerne erhöht und bevorzugen trockene und saubere Liegeflächen. Sie sind aber auch dankbar für Futterraufen, die in verschiedenen Höhen angebracht sind und von den Liegetablaren aus direkt als Fressplatz benutzt werden können. Fressplatzunterteilungen mit horizontalen Trennwänden erlauben eine störungsfreie Futteraufnahme. Bewährt hat sich auch eine vertikale Fressplatzunterteilung durch Podeste. Bei einer wissenschaftlichen Studie wurde interessanterweise beobachtet, dass die rangniedrigeren Tiere meistens auf dem Podest oberhalb der ranghöheren Ziegen frassen. Allzu niedrige Podeste haben sich bei dieser Studie nicht bewährt. Mindestens 80 Zentimeter hoch mussten sie sein, damit die Tiere auf dem oberen und unteren Podest einander in Ruhe liessen.
Den Tierschutz freuts 
Die in diesem Artikel erwähnten Masse beziehen sich auf Stallbauten mit Ziegen der Grossrassen. Bei Zwergziegen können diese Masse 20 bis 30 Zentimeter niedriger sein. Wichtig ist, dass Bretter, Wandkonsolen und Tablare massiv erstellt und montiert sind. Es spielt keine grosse Rolle, ob sie an den Wänden befestigt werden, an der Decke aufgehängt sind oder ob Kisten aufeinandergestapelt werden. Um den Ziegen Sicherheit und Wohlbefinden zu geben, dürfen die Gestelle, Liegeplätze, Podeste und Tablare aber auf keinen Fall wackeln oder wegrutschen.
Mit dem Einbau solcher Liegenischen auf verschiedenen Höhen wird nicht nur auf das Bewegungsbedürfnis der Ziegen, auch im Winter, Rücksicht genommen. Durch die erhöhten Liegeflächen können in Ziegenställen die in den Tierschutzvorschriften verlangten Flächenmasse zusätzlich einfach und preisgünstig vergrössert werden.

 Peter Schoepfer

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