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Damit der Ballenberg eine erlebnisreiche Tierpräsentation bieten kann, braucht es fundiertes Wissen und viel Hintergrundsarbeit. Hans Bühler, als Leiter Betrieb auch für die Tierpflege verantwortlich, erzählt über den Alltag und die Herausforderungen der Tierpflege auf dem Ballenberg.
 
Nebst mehr als 100 originalen, Jahrhunderte alten Gebäuden aus allen Landesteilen der Schweiz, ursprünglichen Gärten und Feldern, sowie Vorführungen von traditionellem Handwerk und Spezialveranstaltungen bevölkern mehr als 250 einheimische Bauernhoftiere die weitläufigen Geländekammern des Freilichtmuseums Ballenberg. Dieses Tierprojekt zeigt - einmalig in der Schweiz - alle einheimischen Bauernhoftierarten. Nicht nur einzelne Vertreter, sondern sämtliche Nutztiere: von Bienen über Hühner und Kaninchen, Schafen, Schweine und Ziegen bis hin zu Rindern und Pferden. Darunter auch Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, wie zum Beispiel das Rätische Grauvieh oder die Stiefel- und Pfauengeiss.
 
Seit wann gibt es auf dem Ballenberg Bauernhoftiere und wie wichtig für das Museum war deren Einführung?
Seit 1996 haben wir unsere tierischen Gäste bei uns. Jahr für Jahr, kurz vor der Museumseröffnung, werden die Tiere von Ihren Besitzern in unsere Obhut gegeben. Kaum ist die Saison vorbei gehen sie wieder zurück in ihre Heimat. Im Rahmen des Ballenberg-Tierprojektes geht es nicht nur darum, das Freilichtmuseum zu beleben, sondern den Tieren, die in der heutigen Gesellschaft vielfach nur noch über den Tellerrand wahrgenommen werden, zu einer würdigen Plattform zu verhelfen.
 
250 Tiere sind eine ganze Menge. Was bedeutet das finanziell und personell?
Die Tierpflege beansprucht während der Saison sieben Mitarbeitende mit insgesamt 450 Stellenprozenten. Dazu kommen Futter- und Arztkosten sowie Aufwendungen für Stalleinrichtungen, Umzäunungen und unsere boden- und floraschonende Weidestrategie. Die Totalkosten betragen über CHF 400’000.-. Dank den Bestrebungen des „Fördervereins Bauernhoftiere auf dem Ballenberg“ ist dieses Projekt finanzierbar.
 
Was unternimmt der Ballenberg, um Vorstellungen und Richtlinien der Gäste und des Tierschutzes zu erfüllen?
Im Bestreben, das Tierprojekt Ballenberg in jeder Hinsicht tiergerecht zu machen, wurde von Anfang an kein Aufwand gescheut. So wurden zum Beispiel sämtliche Ställe vermessen und auf Luft und Licht geprüft. So konnte man beurteilen, wo welche Tierart in welcher Besatzdichte aufgestallt werden konnte und wo man zusätzliche Stallungen erstellen musste. Ein wichtiger Schritt war auch die Zertifizierung durch Kleintiere Schweiz. Die Zusammenarbeit mit dem Zürcher Tierschutz bringt viel für das Wohl der Tiere auf dem Ballenberg.
 
Kommt dir eine Episode im Zusammenhang mit den Ballenberg-Tieren in den Sinn?
Bei einer Tier-Auffuhr im Frühjahr hat ein Kalb Panik bekommen und hat über die Halbtüre das Weite gesucht. Es rannte durch das Gelände vom Ballenberg zum Eingang West. Dort war zufällig die Barriere offen und das Kalb trabte querfeldein Richtung Brienzersee. Das Kalb kam erst zur Ruhe als es im kalten Wasser stand. Einer unserer Tierpfleger musste in den See steigen, um das Tier zu bergen.
 
Was für Jungtiere hat es zur auf dem Ballenberg?
Auch dieses Jahr haben wir Fohlen, Kälber, Gizi, Lämmer und viele, herzige Ferkel.
 
Was für Entwicklungsmöglichkeiten siehst du bei der Tierpräsentation auf dem Ballenberg?

Die Anzahl Tiere wird in Zukunft etwa gleich bleiben. Bei der Präsentation der Tiere, sprich Vermittlung, gibt es sicher noch Verbesserungsmöglichkeiten. Der Ballenberg ohne Tiere ist für mich nicht mehr vorstellbar.

 Hans Bühler zusammen mit den Ziegen im Stall der Alp Champatsch.

Text und Bild: Bruno Imfeld