Fütterung

Meerschweinchen und Kaninchen sind sogenannte Blinddarmfermentierer, sie haben also einen ähnlichen Verdauungstrakt wie Pferde. Das bedeutet, dass die Nahrung zuerst Magen und Dünndarm passiert, wo die leichtverdaulichen Nährstoffe gespalten und aufgenommen werden. Dann kommt der Nahrungsbrei in den Blinddarm, wo Bakterien die Pflanzenfasern für die Verwertung durch das Meerschweinchen bzw. Kaninchen zersetzen. So liefert die Zellulose dank der Bakterien Energie für das Tier und die Bakterien selber Protein via Blinddarmkot.

 

Dieses Verdauungssystem ist der praktisch ausschliesslichen Aufnahme von Rohfasern, also Gras und Kräuter (Heu), angepasst.

Wenn leichtverdauliche Nahrung gefüttert wird, wird der Blinddarm mit einem zu energiereichen Nahrungsbrei überflutet und dies stört die empfindliche Bakterienflora.

 

Die nicht artgerechte Fütterung führt in leichteren Fällen „nur“ zu Übergewicht, in schwereren Fällen zu Verstopfung, Durchfall, Blinddarmübersäuerung, Trächtigkeits-und Geburtsschwierigkeiten, Haare fressen sowie Zahnproblemen.

 

Daraus folgt: Die meisten gesundheitlichen Probleme von Kaninchen und Meerschweinchen sind auf die gut gemeinte, aber falsche Ernährung zurückzuführen.

 

Das Ziel der Ernährung ist es daher, die lebenswichtige Blinddarmflora des Tieres nicht zu stören und es zu möglichst langem Kauen anzuregen, damit die Zähne abgenützt werden. Es braucht also Futter mit viel Struktur und wenig Energie und dies über den Tag verteilt in mehreren Gaben.

 

Fütterungsempfehlung

§           Mehrmals täglich frisches Heu – möglichst grobes, wohlriechendes Heu, am besten „Alpwiesenheu“ (auch frisches nachgeben, wenn es noch hat).

§           Grünfutter – d.h. verschiedene Gräser, Kräuter und Blattgemüse (z.B. Löwenzahn, Salat, Chicoree). Grünfutter möglichst das ganze Jahr regelmässig füttern, damit die Darmflora daran angepasst ist und bleibt.

§           Pellets mit mindestens 15% Rohfaseranteil (kein Körnerfutter, keine Jogurtdrops etc.) Diese Pellets werden in kleinen Mengen, d.h. 1 Esslöffel pro Kg Körpergewicht pro Tag, angeboten.

 

Meerschweinchen brauchen im Gegensatz zu Kaninchen Vitamin C-haltiges Futter bzw. Pellets und somit immer Grünfutter (Gras oder grünes Blattgemüse).

 

Da die stetig nachwachsenden Zähne durch die Mahlbewegung beim Fressen und Nagen abgenützt werden, ist es wichtig, dass die Tiere auch regelmässig Knabberäste zur Verfügung haben: Obstbäume (Kernobst), Hasel (rot und grün), Weide, Birke, Ahorn, Fichte, Eiche, Brombeer sind geeignet. Diese Äste dienen nebst dem Erhalt der Zahngesundheit auch der Beschäftigung.

 

Nicht gefüttert werden sollten:

Körnerfutter und hartes Brot, weil diese leichtverdauliche Energie enthalten -Kopfsalat aus Gewächshäusern (hohe Nitratbelastung) -Karotten, Früchte, Gemüse (ausser grünes Blattgemüse), da der hohe Zuckergehalt die empfindliche Dickdarmflora stört.

 

Wenn Sie ihrem Kaninchen oder Meerschweinchen trotzdem mal etwas Rüebli oder Apfel füttern möchten – ein Rugeli bzw. Schnitz genügt.

 

Beachten Sie auch, dass die Tiere unbedingt immer genug frisches Wasser zur Verfügung haben müssen.

 

Auch wenn ihre Tiere lieber das „ungesunde“ Futter fressen, bleiben Sie hart – die Tiere werden durch die artgerechte Ernährung gesünder sein und länger leben!

 

Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Verhaltensmedizin -www.stvv.ch -2007

 

 

Merkblatt Fütterung Heimtiere

Ernährung

Heu

Hauptfutter der Meerschweinchen ist Heu, Heu und nochmals Heu. Es muss ständig, rund um die Uhr, in genügender Menge zur Verfügung stehen. Meerschweinchen sind Tiere, die praktisch den ganzen Tag fressen, und immer nur wenig aufs Mal zu sich nehmen.
Das Heu soll grünlich sein und fein duften. Staubiges, schimmliges oder gelbes Heu soll nicht verfüttert werden. Die Verdauung der Meerschweinchen ist auf rohfaserhaltiges Futter ausgelegt – das Heu darf deshalb gern relativ grob sein. So werden auch die Backenzähne immer genügend abgenutzt. Lieber kein Emd  (zweiter oder dritter Schnitt) oder belüftetes Heu füttern – das ist zu eiweissreich.


Grünfutter

Meerschweinchen können, wie wir Menschen, selber kein Vitamin C bilden. Deshalb sind sie auf regelmässige Zufuhr von Vitaminen durch Grünzeug angewiesen. Nicht zu viel aufs Mal geben, sondern lieber zweimal kleine Mengen füttern (gierige Tiere könnten sich sonst überfressen). Was nicht innert kurzer Zeit gefressen wurde, soll wieder weggeräumt werden, bevor es gärt und fault.

Gut geeignetes Saftfutter:
Rüebli, Gurke, Fenchel, Peperoni, Randen, Sellerie, Topinambur, die meisten Salatsorten (Vorsicht mit Kopfsalat, sehr nitrathaltig), Spinat, Mangold, Tomaten (nichts Grünes!).
Bei den Früchten eher kleinere Mengen wegen dem Zucker. Steinobst zurückhaltend füttern.
Zitrusfrüchte sind ok, werden aber nicht von allen Tieren gefressen. Kiwi, Erdbeeren, Melone, Trauben werden von den meisten gern verzehrt.
Zucchetti wären an sich ein gutes Futter, werden aber von den meisten Meerschweinchen liegen gelassen.
Zurückhaltend verfüttert werden können Kohlarten: Kohlrabi, Broccoli, Chinakohl, da diese Gemüse blähen.
Für alle Nahrungsmittel gilt: Neue Sachen nur in kleinen Mengen verfüttern, damit sich der Körper (v.a. die Bakterien im Darm) daran gewöhnen kann.

Ungeeignete Gemüse:
Alle Zwiebelgewächse, Bohnen,  Aubergine, Avocado, Rhababer.

Natürlich lieben die Meerschweinchen auch Grünzeug aus der Natur. Bitte aber nicht an Strassenrändern, Hundespazierwegen oder auf stark gedüngten Wiesen pflücken!
Vorsicht mit Klee, der bläht stark.
Es gibt auch draussen giftige Pflanzen – ein Pflanzenbuch oder die Giftpflanzendatenbank im Internet (www.giftpflanzen.ch) geben Auskunft.
Bei den Kräutern soll man nicht zu einseitig füttern – manche enthalten sehr viel Mineralstoffe und können zu Blasensteinen führen.
Achtung: Im Frühling muss man sehr vorsichtig anfangen, Gras zu füttern, da es ansonsten heftige Durchfälle geben kann!

Vitamintropfen braucht es in der Regel nicht, sind allenfalls im Winter sinnvoll, oder bei geschwächten oder kranken Tieren.


Wasser

Die Meerschweinchen brauchen auch zu trinken. Wasser entweder in Nippeltränken (verschmutzungssicher) oder in standfesten Näpfen anbieten und täglich erneuern.


Trockenfutter

Getreide gehört eigentlich nicht zum natürlichen Speiseplan der Meerschweinchen. Tiere, die im Winter draussen gehalten werden, oder trächtige oder säugende Tiere haben einen erhöhten Energiebedarf – alle andern brauchen eigentlich kein Trockenfutter. Wenn Sie Fertigfutter verabreichen, kaufen Sie eine Mischung mit möglichst wenig Getreidekörnern, lieber ein Pelletfutter oder solches mit hohem Anteil an getrocknetem Gemüse und Kräutern. Auch knallbunte Bestandteile sind unnötig (enthalten oft schädliche Farbstoffe).
Ausserdem enthält gutes Pelletfutter die notwendigen Vitamine und Mineralstoffe in ausreichender Menge, und jedes Tier bekommt alle Nährstoffe, ohne fett zu werden, da es nicht einfach nur die Sonnenblumenkerne raussuchen kann.
Auch hartes Brot soll nur ausnahmsweise angeboten werden – die Tiere mögen es zwar sehr, es ist aber auch sehr kalorienreich. Natürlich muss es schön trocken sein und darf keinen Schimmel haben.
Zuckerhaltige Leckerlis gehören nicht auf den Speiseplan der Meerschweinchen!

Was sie hingegen schätzen, sind Knabberäste: Äste von Obstbäumen (bevorzugt Kernobst), Hasel, Weide, Birke, Ahorn, oder auch Fichte (Rottanne).

Verwöhnen kann man sie ab und zu mit ein bisschen Mais, oder ein paar Haferflocken.
Aber bitte mit Mass – auch bei den Meerschweinchen bringt Übergewicht Gesundheitsprobleme....


Ausführlichere Infos zur Ernährung des Meerschweinchens (auch mit Analysen von einigen Nahrungsmitteln) gibt’s im Internet bei Frau Meier: www.fraumeier.org


Priska Küng








Sobald die Tage wieder länger und wärmer werden, und es schon richtig nach Frühling riecht, stellt sich die Frage nach dem Gras für die Meerschweinchen.Gras gehört zum Lieblingsessen der kleinen Nager – und es ist auch das, wovon sie sich in Südamerika, ihrer ursprünglichen Heimat, ernähren.Trotzdem ist Vorsicht geboten – mit Gras kann man ein Meerschweinchen umbringen...

Meerschweinchen müssen sich in der Natur ihr Futter suchen – das heisst, dass sie den ganzen Tag damit verbringen, und über 24 h hinweg bis zu hundert kleine Mahlzeiten zu sich nehmen. Sie leben aber in karger Landschaft – dort gibt es nicht Gras aus saftigen Fettwiesen, sondern magere Gräser, die mehr Rohfaser und Vitamin C enthalten als die Grünpflanzen hierzulande.

Berge könnten wir vertilgen von dem feinen Gras!

Meerschweinchen haben ein kompliziertes Verdauuungssystem. Mehr als 2 m Gedärm sind in so einem kleinen Tier versteckt, der Verdauungstrakt macht etwa einen Viertel ihres Körpergewichts aus. Besonders lang ist der Dünndarm. Der wird von Bakterien besiedelt, die die Zellulose aufspalten – anders könnte ein Meerschweinchen keine Nährstoffe aus den Pflanzen gewinnen.
Die Darmflora ist sehr labil – durch schnelle Futterumstellung wird sie aus dem Gleichgewicht gebracht, was zu massiven Komplikationen führt. Zu viel Grünzeug kann zu Blähungen (Aufgasung) oder Durchfall führen. In beiden Fällen muss man mit dem Meerschweinchen unverzüglich zum Tierarzt – sowohl eine Aufgasung als auch Durchfall können unbehandelt sehr schnell zum Tod führen.

 

 Rasen ist auch lecker – und als Fotohintergrund erst noch schön.

Ein weiteres Problem ist die nur dünne und schwach bemuskelte Magenwand. Deshalb ist kein Erbrechen möglich. Was das Meerschweinchen mal gefressen hat – selbst wenn unverträglich – kann nicht erbrochen werden und muss das gesamte Verdauungssystem passieren, was in der Regel vier bis fünf Tage dauert.
Grundsätzlich braucht ein Meerschweinchen eigentlich gar nicht besonders abwechlsungsreiche Nahrung und ständig etwas Neues – es will vielmehr ganz sorgfältig an neue Nahrungsbestandteile gewöhnt werden. Dies gilt für alle Futtermittel – und für Gras ganz besonders.

Gras ist im Frühling sehr eiweissreich und enthält nur wenig Rohfaser. Es verursacht deswegen Blähungen. Das ist nicht nur für Meerschweinchen ein Problem – auch die Halter von grossen Pflanzenfressern (Schafen, Rindern, Pferden etc) müssen ihre Tiere im Frühling ganz vorsichtig ans Grünzeug gewöhnen.
Deshalb kann man Meerschweinchen im Frühling nicht einfach ins Freigehege setzen, sondern muss ihnen, erst blättchenweise, dann langsam grössere Mengen, Gras bringen.
So eine sorgfältige Angewöhnung dauert zwei bis drei Wochen.

 Wenn das Grasen mit zusätzlichem Auslauf verbunden ist, ist es noch schöner!

Für Wohnungsmeerschweinchen ist das Freigehege auch aus Temperaturgründen in der Regel fast bis im Mai tabu. Der Boden ist lange sehr kalt, und Meerschweinchen die drinnen leben, sind sich keine Temperaturschwankungen gewöhnt.
Gefrorenes Gras darf natürlich auf keinen Fall verabreicht werden. Auch nasses Gras ist eigentlich nicht geeignet. Meerschweinchen, die aber ständig draussen leben, und jederzeit Gras fressen können, vertragen in der Regel auch nasses Gras – sie füllen nicht den Bauch damit, sondern sie fressen es portiönchenweise, weil es ihnen ja rund um die Uhr zur Verfügung steht.

 

Wir können nicht selber pflücken, aber angeliefert schmeckts auch fein.

Gras soll nur frisch verfüttert werden. Gerade im Sommer wird Gras sehr schnell „warm“ und beginnt zu gären. Das verursacht Probleme. Deshalb eignet sich Rasenschnitt nicht als Meerschweinchenfutter. Grundsätzlich könnten Meerschweinchen Rasen aber fressen, Rasen ist ja auch eine Grassorte. Sie wollen ihn aber sorgfältig von Hand geschnitten, oder gleich selber pflücken. Und da sie nicht graben, eignen sie sich eigentlich gut als „biologische Rasenmäher“.  

Ich kann aus alle den Kräutern aussuchen was mir schmeckt.

Was wir gemeinhin Gras nennen, sind übrigens eigentlich Süssgräser – davon gibt es mehr als 200 verschiedene Sorten. Und eine schöne Wiese besteht nicht nur aus Gräsern, dort wachsen auch viele andere feine Kräuter. Die meisten davon sind Leckerbissen für Meerschweinchen, einige mögen sie nicht so, ein paar wenige sind unbekömmlich (z.B. Hahnenfuss). 

 Mmh, lecker, ich fresse nur, was ich will.

Wenn man die Meerschweinchen draussen grasen lässt, muss man sie gut genug schützen, nicht nur vor Hund und Katze, sondern auch vor der Sonne.

Wer die Grünpflanzen selber sammelt und den Meerschweinchen nach Hause liefert, soll sie weder direkt an Wegrändern (Hundekot) noch von gedüngten oder mit Insektizid behandelten Wiesen oder Feldrändern pflücken, und natürlich auch nicht am von Abgasen belasteten Strassenrand. Am besten, man fragt den Bauern, wo er eine Magerwiese hat, auf der man sich bedienen darf.

Auch in der Stadt gibt es Möglichkeiten, an Grünzeug aus der Natur zu kommen. Besser geeignet als der Stadtpark sind Spielplätze oder Friedhöfe.

 Wir haben viel Gras zu fressen, müssen aber nachts eingesperrt werden.

Besonders geliebt wird Löwenzahn oder Wegerich. Klee mögen die Meerschweinchen an sich auch sehr – bei allen Leguminosen muss man aber sehr vorsichtig sein, da sie einen sehr hohen Eiweissgehalt haben und deshalb stark blähen. Auch hier gilt: Meerschweinchen die regelmässig Klee fressen, und sorgfältig daran gewöhnt wurden, haben damit keine Probleme.

 Auch junge Meerschweinchen fressen vom ersten Tag an Gras.

Es ist sowieso erstaunlich, was für Berge von Gras Meerschweinchen in der Sommersaison verputzen können. Und wenn man sie Rasen mähen lässt, muss man schnell genug neue Flächen bieten, sonst fressen sie selbst die Wurzeln... 

 

Deshalb lohnt es sich, im Frühling wirklich grosse Vorsicht walten zu lassen, und sie sorgfältig anzugewöhnen, auch wenn das Grün noch so lockt, und die Meerschweinchen nie genug bekommen!
 
 
Und selbstverständlich gibt’s in Wikipedia seitenlange Infos zu Gras oder Süssgräsern...