Krankheiten

Bei guter Pflege sind Meerschweinchen nicht krankheitsanfällig, wenn ihnen aber mal etwas fehlt, muss schnell gehandelt werden. Der Spruch „Ein krankes Meerschwein ist ein totes Meerschwein“ kommt nicht von ungefähr.
 

Meerschweinchen als Rudel- und Beutetiere lassen sich sehr lange nicht anmerken, dass sie krank sind. Und wenn man ihnen dann ansieht, dass etwas nicht in Ordnung ist, ist es oft schon zu spät. Es gilt also, die Tiere gut zu beobachten, damit man im Notfall schnell eingreifen kann. Der Tierarzt kann dem Meerschweinchen nur dann helfen, wenn man früh genug kommt!

 Ein gesundes Meerschweinchen, das entspannt im Stall sitzt.

Am besten ist es, wenn man ein Meerschweinchen regelmässig (alle ein bis zwei Wochen) wägt – so sieht man schnell, wenn es Gewicht verliert und erkennt erste Krankheitsanzeichen. Auch abtasten soll man es regelmässig, Abszesse oder Geschwüre können auch bei Meerschweinchen vorkommen.
 

Ein gesundes Meerschweinchen ist aktiv und interessiert an der Umwelt. Je nach Zahmheit kommt es ans Gitter um Futter zu betteln oder es rennt ins sichere Versteck – wenn es reaktionslos sitzen bleibt, stimmt vermutlich schon etwas nicht.

 Wer so vorwitzig in die Gegend guckt, dem fehlt sicher auch nichts.

Ein gesundes Meerschweinchen hat auch Appetit. Eines das nicht fressen will, sollte dem Tierarzt vorgestellt werden. Meerschweinchen haben einen sehr schnellen Stoffwechsel und ein nur schwach bemuskeltes Verdauungssystem und sind deshalb eigentlich immer am Fressen. Probleme mit den Zähnen kommen ab und zu mal vor, da Meerschweinchen ständig nachwachsende Nagezähne haben. Werden diese nicht ordnungsgemäss abgenützt, so entstehen Zahnspitzen und im Extremfall „Brücken“ (die Backenzähne wachsen quer über die Zunge), was eine normale Nahrungsaufnahme verunmöglicht. Der Zustand eines Tieres, das das Fressen einstellt, weil es sich krank fühlt, verschlechtert sich innert kürzester Zeit ganz rapide. Es muss sofort dem Tierarzt vorgestellt werden, und wenn es selber nicht mehr fressen mag (auch seine Lieblingsleckerchen nicht) muss es meist zwangsgefüttert werden. Dies geschieht mit Brei, der aber die Bedürfnisse der Meerschweinchenernährung (hoher Rohfasergehalt, Vitamin C etc) erfüllen muss. Heutzutage wird dazu meist „Critical Care“ verwendet, eine anrührbare Pulvermischung extra für Nager. Das Füttern selber muss man sich von einer fachkundiger Person zeigen lassen und dabei sehr langsam und vorsichtig vorgehen, da sich die Meerschweinchen sonst verschlucken und an Lungenentzündung sterben. 

  Hier müsste man genauer hinschauen. Dieses Meerschweinchen sitzt mit gekrümmtem Rücken. Vielleicht hat es nur Angst, es könnte aber auch sein, dass es Schmerzen hat.
Ausserdem ist es eher mager.

Ein Meerschweinchen mit gesträubtem Fell, eingefallenen Augen, das in die Ecke guckt und kaum den Kopf hebt, ist schwer krank. Sehr schnell geben sich die Meerschweinchen auf und verlieren den Lebenswillen – solchen Tieren noch zu helfen, ist schwierig.

Auf keinen Fall soll man so ein Meerschweinchen von seinen Partnertieren trennen. Es ist zwar möglich, dass es etwas ansteckendes hat – vermutlich hätte es aber dann die andern bereits vorher angesteckt. Und ein krankes Meerschweinchen in Einzelhaft wird nicht mehr gesund werden wollen....

Auch dieses Meerschweinchen sitzt nicht entspannt. Bei ihm sieht man ausserdem Lücken im Fell. Da ist Behandlung gegen Milben angebracht.

Eine der wichtigsten Erste-Hilfe-Aktionen ist das Warmhalten der Tiere. Meerschweinchen haben sehr schnell Untertemperatur, wenn sie krank sind. Eine Wärmeflasche eignet sich, auch für den Transport zum Tierarzt. Und vergessen Sie nicht, dass ein Rudeltier wie das Meerschweinchen seinen besten Kumpel gern auch zum Tierarzt mitnimmt.

 
Ein Meerschweinchen das mit gekrümmtem Rücken im Stall kauert, muss unbedingt genauer unter die Lupe genommen werden. Es hat vermutlich Schmerzen. Hat es Durchfall (verklebtes Hinterteil) oder einen geblähten Bauch, oder allenfalls Blasenprobleme (nasser Bauch)?
 

Verklebte Nase und Augen, Geräusche beim Atmen, Husten oder Niesen deuten auf Atemwegsinfektionen hin – auch dies bedingt eine sofortige Tierarztkonsultation.

 Bei diesem Tier ist der Milbenbefall schon sehr gross, höchste Zeit für eine Behandlung.

Egal woran das Meerschweinchen leidet – fragen Sie den Tierarzt, ob die Gabe von Schmerzmitteln sinnvoll ist. Meerschweinchen sind offenbar sehr schmerzempfindlich – wenn sie dagegen Medikamente bekommen, geht es ihnen oft schnell besser. Und solange ihnen etwas weh tut, werden sie nicht fressen wollen. Und Meerschweinchen, die länger als ein paar Stunden keine Nahrung zu sich nehmen, sind dem Tode geweiht...

 Hat ein Meerschweinchen kahle Stellen im Fell (ausser hinter den Ohren – dort haben die Meerschweinchen immer eine felllose Stelle) oder kratzt es sich häufig, braucht es auch tierärztliche Behandlung – die kann dann aber eigentlich warten bis zur regulären Sprechstunde. Parasitzen wie Milben oder Haarlinge kommen ab und zu vor, auch Pilz gibt es leider bei Meerschweinchen nicht selten. Da ist vor allem deshalb Vorsicht geboten, weil Hautpilze auch auf Menschen übertragbar sind. Mehrere Tage abwarten soll man aber auch in solchen Fällen nicht – Milben z.B. können plötzlich so massiv überhand nehmen, dass sich die Behandlung nachher über Wochen hinzieht!

 So weit darf man es nie kommen lassen..!

 Suchen Sie sich rechtzeitig einen Tierarzt, der sich auch mit den nagenden Kleintieren gut auskennt. Nicht jeder „Kleintierarzt“ ist auch auf die Nager spezialisiert (die werden offenbar in der Grundausbildung nicht sehr gründlich behandelt). Und denken Sie daran: Nur wenn Sie den Tierarzt früh genug konsultieren, kann er dem Meerschweinchen noch helfen!

Text und Bilder: Priska Küng

 

Gesundheitsvorsorge

Obwohl Meerschweinchen nicht sehr anfällig sind für Krankheiten, ist es wichtig, sie gut zu beobachten und regelmässig ihre Gesundheit zu kontrollieren.
Denn wenn einem Meerschweinchen etwas fehlt, ist es sehr häufig ein echter Notfall. Meerschweinchen als Rudeltiere zeigen sehr lange nicht, dass es ihnen nicht gut geht, und wenn wir es merken, ist es dann oft schon fast zu spät. Fressunlust, Abmagerung, Durchfall, Blähungen, Schnupfen, Husten, aufgeplustertes Fell oder eingefallene Augen sind alarmierende Krankheitsanzeichen, die nach sofortigem Tierarztbesuch verlangen.
Regelmässig kontrollieren muss man auch das Fell – dort nisten sich ab und zu Untermieter (Haarlinge, Milben etc.) ein. Auch Hautpilze kommen manchmal vor und müssen sofort behandelt werden (sind auch auf den Menschen übertragbar).
Ein anderes, nicht unübliches Problem sind Zahnfehlstellungen. Da die Zähne (Nagezähne ebenso wie die Backenzähne) zeitlebens nachwachsen, kann es sehr schnell zu Problemen führen, wenn einzelne Zähne ungleichmässig abgenutzt werden oder durch einen Unfall abbrechen. Leider gibt es auch ab und zu angeborene Fehlstellungen, die dann regelmässig durch den Tierarzt korrigiert werden müssen. Nur wer die Tiere regelmässig beobachtet beim Fressen und sofort eingreift (Tierarztkonsultation) wenn eines langsamer kaut als normal, hat eine Chance, es zu retten!

Die Eckpfeiler der Gesundheit der Meerschweinchen sind
° die Ernährung (gutes, aber grobes Heu  zur ständigen Verfügung und ausreichende Versorgung mit Vitamin C,  keine schnellen Nahrungsumstellungen)
° die artgerechte Haltung (genügend Platz, um sich zu bewegen, saubere und gutdurchlüftete Unterkunft ohne Durchzug)
° ein stressfreies Sozialleben (keine Unverträglichkeiten, genügend Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen).

Die Krallen müssen regelmässig kontrolliert und bei Bedarf geschnitten werden – falls Sie es sich nicht schon beim ersten Mal selber zutrauen (vor allem das Schneiden von Tieren dunkler Farbe erfordert ein bisschen Übung), wenden Sie sich doch an einen Züchter oder an den Tierarzt.

Meerschweinchen mit langen Haaren brauchen etwas mehr Pflege als ihre kurzhaarigen Verwandten. Sie müssen regelmässig gekämmt werden. Wenn man sie nicht ausstellt, empfiehlt es sich auch, die Haare auf maximal Bodenlänge zu kürzen.

Auch eine regelmässige Gewichtskontrolle (Datum und Gewicht der einzelnen Tiere notieren) ist sinnvoll, da so viele Probleme früh erkannt werden können. Leichte Schwankungen sind normal – Unterschiede von mehr als 50 g pro Woche geben Anlass zur Sorge.