Haltung

An kalten Tagen wird zum Problem, was sonst das ganze Jahr Freude macht:
Ist Aussenhaltung für Meerschweinchen wirklich auch bei Temperaturen von mehreren Grad unter dem Gefrierpunkt möglich
?

Wenn das Wasser innert weniger Stunden immer wieder einfriert, man sich den Weg zu den Meerschweinchen im Garten freischaufeln muss, grosse Mengen Schnee von den Gehegen entfernt werden müssen und es schon bei der kleinen Futterrunde ganz klamme Finger gibt, dann wünscht man sich manchmal doch, die Meerschweinchen würden in der warmen Stube wohnen. Eigentlich ist es den Meerschweinchen aber auch im Winter wohl draussen. Sie vertragen Kälte nämlich besser als Hitze. Und überheizte Räume schätzen sie bestimmt nicht. Am wohlsten ist ihnen eigentlich bei etwa 15 Grad.
Hierzulande sind wir uns ja eher mildere Winter mit nicht wochenlangen Minustemperaturen gewöhnt, so dass es den Meerschweinchen draussen gut gefällt.

Was aber, wenn es mehrere Tage massiv unter Null ist? 

Man kann die Tiere auch an sehr kalten Tagen draussen lassen, wenn sie eine geeignete Unterkunft haben, und man sie gut umsorgt. Das bedeutet aber, dass ihre Pflege aufwändiger ist als an Tagen, an denen uns das Draussen-Sein Spass macht!

Die Meerschweinchen brauchen  im Winter einen „warmen“ und trockenen Schlafplatz, wo es möglichst nicht gefriert.
Möglich ist das in Schutzhütten, die rundum geschlossen sind (keine offene Gitterseite). Idealerweise sind sie doppelwandig und mit Styropor oder andern Dämmmaterialien isoliert. Auch dicke Holzwände ohne Isolation eignen sich – da drin gefriert es aber meistens doch. Deshalb sollen in solchen Ställen kleinere Holzhüttli stehen, in die sich die Meerschweinchen zurück ziehen können, und die mit ihrer Körperwärme geheizt werden können.

Da die Meerschweinchen keine Staunässe vertragen (in den Anden, wo sie herkommen, ist es zwar kalt, aber trocken) muss die Durchlüftung gewährleistet sein. Deshalb braucht eine Schutzhütte nebst dem Eingang noch einen Lüftungsschlitz unter dem Dach, idealerweise auf der gleichen Seite wie der Eingang, und nicht gegenüberliegend, da so keine Zugluft entsteht.
Boxen mit Gitterfronten sind bei sehr tiefen Temperaturen schwierig warm zu halten. Am einfachsten ist, wenn man einen Teil der Front mit Plexiglas verschliesst – oben muss aber ein Spalt bleiben zur Durchlüftung. Bei Doppelställen kann man eine Seite ganz schliessen (auch abgedunkelt möglich). Wichtig ist da auch, dass genug Platz vorhanden ist. Um sich warm zu halten, müssen die Tiere sich reichlich bewegen können.

Nebst der Kälte bieten oft auch die grossen Schneemassen Probleme.
Bei oben offenen Gehegen ist dies deshalb problematisch, weil viel Schnee die Zaunhöhe vermindert, vor allem wenn es ganz kalt ist und die Raubtiere im Schnee nicht mehr versinken, sondern erhöht abspringen können.
Bei oben gedeckten Gehegen machen schon einige Zentimeter Schwierigkeiten: Nassschnee ist sehr schwer und muss meist von den Gehegen weggeräumt werden, damit das Dach nicht eingedrückt wird. Auch in Gitterdächern bleibt dieser Schnee oft hängen und muss herunter geschüttelt werden, bevor alles verbogen ist.

Aufwändiger ist auch die Fütterung der Tiere bei grosser Kälte.
Da das Wasser sehr schnell wieder einfriert, muss es mehrmals am Tag ersetzt werden. Manche Meerschweinchenhalter/innen schwören darauf, den Tieren lauwarmen Tee anzubieten (z.B. Fencheltee), da dieser ein bisschen weniger schnell gefriert als reines Wasser.
Auch das Grünfutter gefriert, und führt dann zu Verdauungsbeschwerden. Es dürfen deshalb nur kleine Mengen aufs Mal gereicht werden, so dass es sofort aufgefressen wird. 

Pelletfutter wird an sehr kalten Tagen oft nicht gefressen – es braucht sehr viel Wasser, um verdaut werden zu können. Ich reiche meinen Meerschweinchen deshalb an frostigen Tagen Haferflocken statt Pellets. Energie brauchen sie nämlich an so kalten Tagen erst recht!

Magere Tiere sollten den Winter lieber drinnen verbringen. Auch alte Tiere mögen oft nicht so viel fressen, wie sie Energie brauchen in der kalten Jahreszeit. 

Ebenso wichtig wie energiereiches Futter ist die Bewegung. Das Gehege soll Anreize schaffen, sich zu bewegen, z.B. durch mehrere Unterschlüpfe, und die Meerschweinchen sollen möglichst in grösseren Gruppen leben und nicht nur pärchenweise.
So steht einem erfolgreichen Winter nichts mehr im Wege!

 Priska Küng