Haltung
Viel mehr beachtet werden sollten die Fütterungszeiten, diese sollten nach Möglichkeit regelmässig sein. Kaninchen entwickeln einen inneren Rhythmus, danach richtet sich z.B. auch der Blutzuckerspiegel, durch unregelmässige Fütterung werden wichtige Abläufe gestört. Am meisten Futter wird gegen Abend, mit einbrechender Dunkelheit, gefressen; eine zweite „Fressspitze“ ist am Morgen vor Tagesanbruch zu beobachten. Demnach sollten am Abend die Hauptmahlzeit und am frühen Morgen eine kleinere Zwischenmahlzeit verabreicht werden.
Brennnesseln sind fast überall anzutreffen und ergeben ein hervorragendes Futter. Die geernteten Pflanzen werden zu Bündeln gebunden kopfüber an einem schattigen Ort aufgehängt und so getrocknet. Vorsicht vor zu viel Eiweiss!
In jedem Fall aber bleiben ein gutes, nicht zu eiweissreiches Heu und sauberes Wasser die Basis und müssen immer zur Verfügung stehen, unabhängig von der Menge Grünfutter. Gerade Heu hilft, z.B. Blähungen oder Durchfall zu verhindern. Je nach Art der Futterpflanze kann es angezeigt sein, die Kraftfutterration etwas zu reduzieren, um z.B. einen zu hohen Eiweissanteil im Futter zu vermeiden.
Für die Grünfütterung kommen neben Ackerpflanzen und Unkräutern auch Wurzelfrüchte, Fallobst, Sträucher, Äste, Obstlaub und Küchenabfälle (meist Schalen) in Frage. Dabei gilt es einige wenige Regeln zu beachten: Mit Rost- oder Mehltau befallene oder mit Schädlingsbekämpfungsmitteln gespritzte Pflanzen werden nicht verfüttert, ebenso solche von stark befahrenen Strassenrändern. Grundsätzlich sollte das Grünfutter frisch und sauber, weder verfault noch verwelkt sein, regen- oder taunasses Futter ist in kleinen Mengen unbedenklich, gefrorenes ist grundsätzlich zuerst aufzutauen. Das Grünfutter sollte nach Möglichkeit immer in einer Raufe verabreicht werden, denn gerade im Sommer legen sich die Tiere gerne auf das Futter, um sich abzukühlen.
Sobald die Erdbeerernte vorbei ist, kommen Kaninchen in den Genuss der schmackhaften Blätter.
Ein Auslesen einzelner eventuell giftiger Pflanzen ist bei ausreichender Fütterung nicht nötig, weil das Kaninchen instinktiv die schädlichen Pflanzen liegen lässt und somit nicht zu Schaden kommt. Generell ist das Kaninchen gegenüber Giftpflanzen recht unempfindlich, so können Sumpfdotterblume, Hahnenfuss oder Mohn bedenkenlos gefüttert werden. Besser nicht verabreicht werden dagegen Eiben-, Goldregen- oder Oleanderäste sowie Tollkirsche, Nachtschatten, Steckapfel, Herbstzeitlose, Schierling und Fingerhut.
Äste von Laub- und Nadelhölzern jeglicher Art sind bei Kaninchen sehr beliebt und dienen auch als Nageobjekt. Vorsicht ist allerdings vor Eibenästen geboten.
Häufig wird der Wert von Grünfutter überschätzt. Zwar ist es richtig, dass sich Wildkaninchen ausschliesslich von Grünfutter ernähren, aber diese sind meist kleiner als unsere Hauskaninchen (Ausnahme Zwergrassen). Eine Häsin einer mittleren Rassen müssten zum Beispiel etwa 3kg Gras täglich fressen, um 200 Gramm Milch für ihren Wurf Jungtiere zu erzeugen; der Verdauungstrakt wäre hiermit schlicht überfordert.
Gewürzkräuter: Wirken appetitanregend und sorgen für Abwechslung, werden aber wegen den enthaltenen, stark duftenden Ölen nur in eher kleinen Mengen gefressen. Petersilie ist zu empfehlen für Tiere, die das Fressen verweigern.
Himbeeren: Blätter und Stauden werden gern gefressen, Vorsicht vor Spritzmitteln
Rosmarin, ein immergrüner Strauch, bei dem die Ränder der Blätter nach unten umgerollt sind. Die Unterseite ist weissfilzig behaart. Rosmarin steht stellvertretend für die vielen Gewürzkräuter, die fast in jedem Haushalt anzutreffen sind. Kräuter können getrocknet auch gut für den Winter aufbewahrt werden.
1) Bei diesen Pflanzen besteht die erhöhte Gefahr einer zu eiweissreichen Fütterung. Deshalb nur im Mass füttern und eventuell die Kraftfutterration etwas reduzieren.
Text und Bilder: Marco Mehr