150 Jahre Kleintiere Schweiz
150 Jahre Kleintiere Schweiz (Artikel aus dem Kleintiere Magazin 12_2025)150 Jahre Kleintiere Schweiz (Artikel aus dem Kleintiere Magazin 01_2025)
Im Jahre 1875 wurde die Schweizerische Ornithologische Gesellschaft (heute Kleintiere Schweiz) in Zürich gegründet. Mit Erfolg hat sie allen Widrigkeiten der Jahre standgehalten. Es ist ihr auch gelungen, sich immer wieder den Gegebenheiten anzupassen.
Ist es noch zeitgemäss, Jubiläen zu feiern? Die Meinungen gehen auch bei dieser Frage weit auseinander. So hat die Delegiertenversammlung 2024 in Glovelier den vom Vorstand beantragten Jubiläumskredit abgelehnt. Dennoch soll in einer losen Reihe von Artikeln im Kleintiere Magazin auf besondere Momente in den letzten 25 Jahren zurückgeschaut werden. Die zum 125- Jahre-Jubiläum angefertigte Jubiläumsbroschüre ist auf der Website von Kleintiere Schweiz frei einsehbar. Nachfolgend ein Rückblick auf das ereignisreiche Jubiläumsjahr 2000.
Der Start ins neue Jahrtausend wurde von vielen zum Weltuntergangsjahr erklärt. Alle Computer würden abstürzen und Milliardenschäden verursachen. Die Chaosbefürchtungen traten bekannterweise nicht ein und für Zahlenmenschen fing das neue Jahrtausend richtigerweise erst am 1.1.2001 an. So sollte auch dieser Rückblick erst mit dem Jahr 2001 beginnen, doch passierte im Jahr 2000 sehr viel und deshalb beginnen wir im Jahr 2000.
Jahr der Meisterschaften
• Der bunte Reigen der nationalen Ausstellungen begann mit der 28. Parus-Einzelmeisterschaft, die vom 7. bis 9. Januar 2000 in Neuenegg stattfand. 424 Aussteller stellten 1509 Vögel aus.
• Stadtpräsident Peter Planche begrüsste mit markanten Worten die 43. Nationale Brieftauben-Ausstellung in Brig-Glis. Natürlich hat er in seiner Rede das Wolfsproblem im Wallis angesprochen. OK-Präsident Markus Eyholzer freute sich über die zahlreichen Teilnehmer.
• Wie über viele Jahre gewohnt, fand am 15./16. Januar 2000 in Gubiasco die Jungtaubenausstellung statt.
• Meinrad Röösli amtete als umsichtiger OK-Präsident der am 28. bis 30. Januar 2000 in Luzern stattfindenden Schweizerischen Rammlerschau. Erstmals wurden die Siegertiere mit einer farbigen Beilage in der Tierwelt vorgestellt. Die Mehrkosten von Fr. 12 000 übernahm der SRKV.
• Die Nationale Geflügelausstellung fand am 24.-26.11.2000 unter der Leitung von Fritz Tanner in den OLMA-Hallen in St. Gallen statt.
• Viele Schweizer Siege konnten an der Europaschau am 2./3. Dezember 2000 in Wels (Österreich) errungen werden. Es wurden 357 Kaninchen, 56 Geflügel, 166 Tauben und 16 Meerschweinchen aus der Schweiz ausgestellt.
• Die 79. Schweizerische Taubenausstellung fand in Zofingen statt.
Tierwelt
Der noch von SOG-Präsident Richard Spaltenstein ausgehandelte Tierwelt-Vertrag entwickelte sich sehr vorteilhaft. Der Geldsegen der Tierwelt war erfreulich, auch wenn einige Stimmen bereits vor einem Ertragsrückgang warnten. Pro Woche konnte man mit dem Kreuzworträtsel 5 Goldstücke «Goldvreneli» gewinnen. Ein besonderer Wettbewerb hat die Verkäuferinnen an Kiosken derart motiviert, dass die Anzahl verkaufter Exemplare markant gesteigert werden konnte. Ab dem 1. Januar 1925 wurde die Tierwelt beim Zofinger Tagblatt (heute ZT Medien AG) gedruckt. So durfte man in einem gediegenen Rahmen die seit 75 Jahren bestehende Partnerschaft feiern. Rund 70 000 Exemplare der Tierwelt wurden jede Woche verkauft. Manch ein Marketingfachmann staunte über das Phänomen «Tierwelt».
Damit man den aufkommenden digitalen Verkaufsplattformen die Stirn bieten konnte, haben die beiden Zeitschriften Fundgrueb und Tierwelt die Best-Price AG gegründet. Doch war man immer noch stark dem gedruckten Medium verhaftet.
Neues und Bewährtes
Der SRKV hatte heftige Diskussionen, denn die Ohrmarke sollte durch die Tätowierung abgelöst werden. Schliesslich fand man den Kompromiss, dass die Ohrmarken die offizielle Kennzeichnung sind und die Tätowierung für den Züchter zulässig bleibe.
Das nicht mehr ganz neue Medium Internet fand mehr und mehr auch in der Kleintierzucht Verbreitung. Bruno Imfeld vom Tierweltverlag unterstützte die Organisationen und so fand ein erster grosser Schub der Informationsvermittlung über Kleintiere im World Wide Web (weltweites Netz) statt. Das Bundesamt für Veterinärwesen sprach wegen der Geflügelpest (heute Vogelgrippe) ein Importverbot von Geflügel aus Italien aus. Der SRGV gab ein Merkblatt zur Eindämmung der Geflügelpest heraus. Die VHK bereitete das ganze Jahr Sorgen und man hielt an der 1995 eingeführten Impfpflicht fest.
Es erstaunt, dass die schönen und immer noch aktuellen Tischsets im Jahr 2000 vorgestellt wurden. Ebenso neu waren der Knirps der Fellnähgruppen und die beliebten Zuckerbeutel.
Der Parus-Vorstand teilte mit, dass erste Zusammenschlussverhandlungen mit Exotis und dem SWZV positiv verlaufen sind.
Holprig verlief die Erneuerung des neuen Mitgliederverwaltungsprogrammes. David Maurer setzte sich mit aller Kraft für ein gutes Programm ein. Doch die Zusammenarbeit mit dem beauftragten IT-Unternehmen musste aufgelöst werden, weil kein Vertrauen mehr vorhanden war.
Geschäftsstelle
Nachdem sich die beiden Geflügelzuchtverbände SGV und BSG zum SRGV-Verband zusammengeschlossen hatten, wurde die Geschäftsstelle in Zollikofen zentralisiert. Der SRKV hatte daraufhin sein Materialdepot auf den 1. Juli 2000 nach Zollikofen verschoben.
Urs Freiburghaus stellte fest, dass die heutige Situation unbefriedigend sei und etwas geändert werden müsse. Für die neue Geschäftsstelle wird von jährlichen Kosten von Fr. 400 000 ausgegangen. Dr. Manuel Strasser brachte die Idee ein, ein schweizerisches Zentrum für Kleintierzucht zu errichten. Der Tierwelt-Shop unter der Leitung von Esther Graber und Gina Hürzeler und die Materialdepots der Fachverbände sowie die Geschäftsstelle des SRGV machten die Organisation ineffizient und kompliziert. Deshalb hat der Vorstand ein Konzept für eine Geschäftsstelle entworfen. Die Bereitschaft zur Übernahme eines Vorstandsamtes schwinde immer mehr, sodass Arbeiten der Geschäftsstelle übergeben werden müssten. Knapp wurde die Geschäftsstelle mit 475:501 Stimmen an der DV in Winterthur abgelehnt. Dafür wurden das Leitbild und das Strukturkonzept angenommen.
Politische Würdigung
«125 Jahre Kleintierzüchter-Organisation bedeuten tägliches Engagement für wertvolles Kulturgut.» Dies schrieb Bundespräsident Adolf Ogi in der Jubiläumsbroschüre. Richard Spaltenstein amtete als umsichtiger OK-Präsident der Jubiläums DV in Winterthur. Eine riesige Arche mit Kleintieren und drei Jungtierschauen in der Altstadt liessen die Bevölkerung an der Freude und der Liebe zu den Kleintieren teilhaben. Regierungsrätin Rita Fuhrer hielt in ihrer Ansprache fest: «Vielen von uns Stadtmenschen fehlt heute das Verständnis für das Tierleben. Hier leisten die Kleintierzüchter mit ihrem Hobby einen wertvollen Beitrag.»
Die Jubiläumsfeierlichkeiten 125 Jahre SOG wurden vom PR-Beauftragten Ulrich Frei-Zulauf als «Friedlich, fair, feierlich» bezeichnet.
Text: Urs Weiss
150 Jahre Kleintiere Schweiz (Artikel aus dem Kleintiere Magazin 04_2025)
Das Joseph Deiss Bundespräsident wurde und Christoph Blocher am 1. Januar 2004 sein neues Amt als Bundesrat antrat, hatte keinen Einfluss auf die Schweizer Kleintierzucht. Dennoch stand das Jahr ganz im Zeichen zweier grosser Themen. Einerseits wurde die Geschäftsstelle von Kleintiere Schweiz nochmals an der Delegiertenversammlung behandelt, und die Vorbereitungen auf die Expo 2005 beschäftigten alle Funktionäre. Besonders viele Diskussionen löste jedoch die Einführung des Geflügel-Standards für Europa und das damit verbundene Bewertungssystem für Geflügelausstellungen aus.
Hygiene oberstes Gebot
Singend «Grüss euch Gott alle miteinander» begrüsste der Koch-Experte und Wirt Willy Felder vom Restaurant Bahnhöfli in Entlebuch die SRKV-Schlacht- und Kochkursleiter zum Wiederholungskurs. Der damalige SRKV-Präsident Ulrich Pfister begründete das Aufgebot zum Kurs: Man wolle die Konsumation des hochwertigen Kaninchenfleisches ankurbeln. Dazu seien Schlacht- und Kochkurse in den Vereinen sinnvoll. Alexandre Urbach hielt einen Gastvortrag über Hygiene. Ein sauberer Arbeitsplatz wird verlangt, und der Kursleiter soll in sauberer Kleidung sowie mit sauberen Händen auftreten (auch unter den Fingernägeln). Einen grossen Auftritt hatte Godi Käppeli vom SRKV-Vorstand. Er durfte die einheitliche Kleidung für Kursleiter vorstellen.
Sie wollen zusammenleben
In der Tierwelt 46/2003 erschien ein Artikel, der in Züchterkreisen einen grossen Wirbel auslöste. Lotti Bigler vom BLV stellte darin einen Gruppenstall für einen Rammler und acht bis zehn Zibben vor. So sei die Zucht in Gruppenhaltung problemlos möglich. Sie erwähnt, dass nur jede vierte Begegnung zweier Tiere aggressiv ablaufe. Die Aussage «15 Prozent mit leichten und zwei Prozent mit schweren Verletzungen» löste eine Debatte über den richtigen Tierschutz aus. In Züchterkreisen war man sich rasch einig, dass es in der Einzelhaltung praktisch keine Verletzungen gebe und, der Haltung entsprechend, auch keine Aggressionen, die zu sozialem Stress führen. Die Diskussionen darüber werden auch heute noch geführt.
Neues Bewertungssystem
Im Vorfeld wurde kaum ein Thema leidenschaftlicher und kontroverser diskutiert als das neue Bewertungssystem für Geflügel. Auch wenn Kleintierzüchter in der Regel keine Schriftsteller sind, wurden zahlreiche Leserbriefe in der Tierwelt veröffentlicht. Hoch zu und her ging es am 12. Juni 2004 an der Delegiertenversammlung im Restaurant Widder in Küssnacht am Rigi. Man darf sicher von einem Jahrhundertentscheid sprechen, den die Delegierten zu fällen hatten. Unter Traktandum 8 waren zwei Anträge zu behandeln: Einerseits stellte der SRGV-Vorstand den Antrag «Übernahme EE-Standard und entsprechendes Bewertungssystem auf die Ausstellungssaison 2006/2007», andererseits reichte der Rheinländerklub den Antrag «Beibehaltung aktuelles Bewertungssystem, Punktewerte» ein. Über diese beiden Anträge wurde intensiv diskutiert. Fabian Schenkel argumentierte im Namen des Rheinländerklubs, und Martin Wyss erklärte die Meinung des Vorstandes und der Preisrichtervereinigung. Einmal mehr zeigte sich, dass Veränderungen in der Kleintierzucht nicht einfach sind. Schlussendlich obsiegte der Antrag des Vorstandes.
SGK-Vorstand mit vielen DV-Anträgen
Präsident Gion Gross hatte zusammen mit dem Vorstand ein gerütteltes Mass an Arbeit zu bewältigen. Der auf den 1.1.2004 in Kraft getretene, erneuerte Tierwelt-Vertrag musste zuerst ausgehandelt und danach umgesetzt werden. Nach einem langen Weg mit vielen Überraschungen und ebenso viel Ärger konnte das neue Mitgliederverwaltungsprogramm abgeschlossen und für die Nutzer zugänglich gemacht werden. Das umfangreiche und juristisch anspruchsvolle Rechtspflegereglement wurde neu ausgearbeitet und lag für die Delegiertenversammlung bereit. Gleichzeitig liefen die Vorbereitungen für die vom 7. bis 9. Januar 2005 in Bern stattfindende SGK-Gesamtausstellung auf Hochtouren.
Die Delegiertenversammlung im Zentrum Monséjour in Küssnacht am Rigi war mit 323 Delegierten und 17 Gästen gut besucht. Der junge und leider allzu früh verstorbene OK-Präsident Michael Häner schuf für alle Delegierten optimale Tagungsbedingungen. Gion Gross sagte am Schluss seiner Einleitung: «Wir stehen vor einer in verschiedener Hinsicht wegweisenden, hoffentlich historischen Delegiertenversammlung, die uns die Zukunft weisen wird.» Man solle alle Überlegungen und Voten nach den Kriterien «Vorzüge – Wünsche – Mängel» beurteilen.
Fabian Schenkel macht bei der Abnahme der Jahresrechnung 2003 darauf aufmerksam, dass Fr. 25.00 pro Mitglied für die Verwaltung der Fachverbände und der SGK aufgewendet würden.
Beeindruckende Zahlen aus der Statistik 2004 präsentierte Cyrill Weber: SRKV 18 446, SRGV 4949, SRTV 4227 und der PARUS 4227 Mitglieder. Im Jahr 2025 sehen die Zahlen etwas anders aus: RKS 4099, RGS 2125, RTS 655, ZVS ist ausgetreten.
Nachdem der Antrag für eine zentrale SGV-Geschäftsstelle an der Delegiertenversammlung im Jahr 2000 in Winterthur knapp gescheitert war, wurde mit enormem Aufwand ein neues Konzept erarbeitet. Dieses neue Konzept fand bei den Delegierten Anklang und wurde mit nur 34 Gegenstimmen genehmigt.
Die Feldmusikgesellschaft Küssnacht am Rigi spielte zum Schluss der DV den neu komponierten Tierwelt-Marsch. Feierlich konnte die SGK-Fahne der Zofinger-Delegation übergeben werden, wo 2005 die nächste Delegiertenversammlung stattfand.
Als die Solothurner Delegiertenversammlung zelebriert wurde
Andreas Hochuli konnte an der Delegiertenversammlung des Verbandes Solothurnischer Kleintierzüchter in Niedergösgen zwei Kantonsräte, drei Nationalräte sowie den Gemeindepräsidenten begrüssen. Nationalrätin Elvira Bader aus Mümliswil hielt einen Vortrag über die Raumplanung. Der Bericht der DV zeigte einen eindrücklich aktiven Kantonalverband. Hans Meister äusserte seine Sorge, weil an der DV der Fachabteilung Kaninchen nur 63 Delegierte aus 37 Sektionen anwesend waren – ein Minusrekord. An der DV wurden zudem die Daten für die Kantonale Taubenausstellung, die kantonale Einzelmeisterschaft der Ziervögel sowie weitere Ausstellungen für Kaninchen und Geflügel bekanntgegeben. Zu Ehrenmitgliedern wurden Martin Wyss, Serge Jenzer und Theo Walser ernannt. Sorgen bereitete dem Präsidenten der markante Mitgliederrückgang: Neu gehören dem Solothurner Kantonalverband 1881 Mitglieder an – am 1.1.2025 waren es noch 199 Mitglieder.
150 Jahre Kleintiere Schweiz (Artikel aus dem Kleintiere Magazin 09_2025)
Zwei unvergessliche Höhepunkte der Schweizer Kleintierzucht
In den 150 Jahren der organisierten schweizerischen Kleintierzucht fanden erst zwei Ausstellungen aller Fachverbände zusammen statt. Die schweizerischen Gesamtausstellungen im Jahr 2005 in Bern und im Jahr 2018 in Freiburg zeigten die ganze Palette der Kleintierzucht in einer eindrücklichen Art.
Die Schweizer Kleintierzucht kennt viele Traditionen – doch nur selten gelangen ihre Höhepunkte so sehr in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit wie bei den nationalen Gesamtausstellungen mit Rassekaninchen, Rassegeflügel, Rassetauben und Ziervögeln. Beide Veranstaltungen boten nicht nur ein Schaufenster für das züchterische Können im Land, sondern wurden auch zu Treffpunkten der Bevölkerung, zu kulturellen Grossereignissen – und zu organisatorischen Meisterleistungen.
Kleintiere 05
Vom 7. Bis 9. Januar 2005 verwandelte sich die BEA-Expo in Bern in ein Reich der Vielfalt. Fast 13'000 Tiere (4669 Kaninchen, 3449 Tauben, 391 Brieftauben, 2892 Geflügel, 1401 Ziervögel, 45 Meerschweinchen) wurden von 7000 Züchterinnen und Züchtern ausgestellt. 250 Experten beurteilten die Ausstellungstiere. Der Ausstellungskatalog umfasste denn auch 700 Seiten, was rund 7 Tonnen Papier benötigte. SGK Präsident Gion Gross bezeichnete den nationalen Grossanlass als einmaliges Jahrhundertereignis. Unter der Leitung von OK-Präsident Willi Burkhart, Weinfelden wurden während drei Jahren und unzähligen Sitzungen die Vorbereitungen getroffen. Mit 60 Werbespots in Deutsch, französisch und italienisch wurde im Schweizer Fernsehen auf das Ereignis aufmerksam gemacht.
Es erstaunt noch heute, welcher Aufwand betrieben wurde. So konnte man bei den SBB ein Kombi-Billet lösen in welchem der Eintritt gratis inbegriffen war. Heute fast undenkbar ist, dass ein amtierender Bundesrat die Schirmherrschaft übernimmt. Mit Christoph Blocher konnte ein Bundesrat mit bäuerlichen Wurzeln gewonnen wurden. Wenn man sein Grusswort und seine Eröffnungsrede liest, ist man über die Aktualität erstaunt. «Die Schweiz hat schon lange die Grösse im Kleinen entdeckt. Und Sie zeigen in diesen Tagen, zu welcher Schönheit und Anmut es so kleine Lebewesen bringen können.» «Ich schätze an Ihrer Arbeit, mit welcher Hingabe Sie zu den Tieren schauen und sich im freundschaftlichen Wettbewerb messen.»
Interview mit OK-Präsident Willi Burkhard:
Urs Weiss: Wenn Du an die Gesamtausstellung zurückdenkst, welche Schlagworte kommen Dir in den Sinn?
Willi Burkhart: Eine grosse Ausstellung mit allen Kleintieren die es so noch nie gab. 13’000 Tiere. Eine grosse Schau im wahrsten Sinne. Es musste alles von Grund her erarbeitet werden.
UW: Welches waren die besonderen Herausforderungen?
WB: Die vier Fachverbände auf einen Nenner zu bringen. Vom gleichen Ziel zu sprechen. Einmischung von Funktionären in andere Aufgabenbereiche. Funktionäre die mit ihren Aufgaben überfordert waren. Die Gastrobetriebe zu überzeugen das genug Verpflegungsmöglichkeit vorhanden war.
UW: Wie viele Helferinnen und Helfer waren etwa engagiert?
WB: Es waren über 1000 Personen im Einsatz.
UW: Wie viele Jahre vorher begannen die Vorbereitungsarbeiten?
WB: Über 3 Jahre waren wir mit den Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. Die Nachbearbeitung dauerte rund 4 Monate.
UW: Was waren die Höhepunkte der Ausstellung – ausser den vielen schönen Kleintieren?
WB: Überrascht haben uns die über 40’000 Besucher. Wir wurden richtig überrannt. Aufgefallen sind mir die vielen jungen Besucher.
Die Eröffnung mit Bundesrat Christof Blocher und Regierungsrätin Elisabeth Zölch haben der Ausstellung einen besonderen Glanz verliehen.
Gefreut hat mich die gute, wohlwollende Berichterstattung in der Presse. Sogar der Blick hat einen interessanten Artikel publiziert.
Freiburg 2018
Es überrascht, dass schon 13 Jahre nach der ersten Gesamtausstellung bereits wieder eine derart herausfordernde Ausstellung möglich gemacht wurde. Doch 2012 organisierten die Freiburger die schweizerische Rammlerschau mit 5800 Tieren mit Bravour und das motivierte zur Gesamtausstellung.
Am 5.-7. Januar 2018 fand in Freiburg die Schweizerische Kleintier Ausstellung statt. Diese war geprägt von einem stolzen Freiburger Kantonalverband, welcher die Identität des Kantons geschickt in die Ausstellung brachte. OK Präsident Gilles Python prägte die Gesamtausstellung mit seinen Ideen und guten Beziehungen zur Freiburger Wirtschaft. Mutig und innovativ wurden viele Ideen umgesetzt. Bereits das Logo der Ausstellung als Tangram (chinesisches Legespiel) war ein Hingucker. Die Details mit schönen Holzbänken, Chalets usw. wurden liebevoll gepflegt. Eine Lithografie und die Ehrenpreise für die «Best in Show» wurden von lokalen Künstlern gestaltet. Doch als geniale Idee darf der Milchkannenwettbewerb bezeichnet werden. Rund 120 Milchkannen wurden von Züchterinnen und Züchtern allein oder in Gruppen gestaltet und waren Teil der Dekoration. Die fünf besten Kreationen wurden von einer Fachjury ausgewählt und grosszügig mit einem Preisgeld bedacht.
Das Forum Freiburg verfügte über grosse gut erreichbare Hallen und waren so ein idealer Austragungsort.
4000 Züchterinnen und Züchter hatten 10'115 Tiere angemeldet (3727 Kaninchen, 3022 Tauben, 1810 Geflügel, 1556 Ziervögel) so war die Ausstellung wiederum sehr gut beschickt. Die Einlieferung am Mittwoch war für viele Züchterinnen und Züchter ein abenteuerliches Projekt. Fegte doch ein Wintersturm über das schweizerische Mittelland, welcher sogar Lastwagen auf der Autobahn umkippte. 200 Experten beurteilten in einer guten Atmosphäre die Tiere. Über Nacht wurde der umfangreiche Katalog gedruckt und konnte an der offiziellen Eröffnung verteilt werden. Nationalratspräsident Dominique de Buman hielt eine stimmungsvolle, anerkennende Eröffnungsansprache. Doch richtig Stimmung kam erst am Züchterabend auf. Die beliebte Gruppe Oesch’s die Dritten haben es verstanden, für eine hervorragende Stimmung zu sorgen. Im eher ländlichen Kanton Freiburg kam es am Sonntag zu einem regelrechten Besucheransturm. Rund 200 Personen haben am Sonntag-Abend die Hallen abgeräumt und um 21 Uhr war man mit dieser Arbeit bereits fertig.
Interview mit OK-Präsident Gilles Python:
Urs Weiss: Wenn Du an die Gesamtausstellung zurückdenkst, welche Schlagworte kommen Dir in den Sinn?
Gilles Python: Die Ausstellung 2018 ist die Ausstellung aller Superlative und jene, die das Leben der Züchterinnen und Züchter jeder Sparte nachhaltig geprägt hat.
UW: Welches waren die besonderen Herausforderungen?
GP: Die grösste Herausforderung war es, alle Sparten von Kleintiere Schweiz, um ein gemeinsames Projekt zu vereinen. Die Organisation einer solchen Veranstaltung erforderte ein aussergewöhnliches Engagement aller Mitglieder des Organisations-Komitees.
UW: Wie viele Helferinnen und Helfer waren etwa engagiert?
GP: Mehr als 800 Freiwillige haben an der Gesamtausstellung in Freiburg 2018 geholfen.
UW: Wie viele Jahre vorher begannen die Vorbereitungsarbeiten?
GP: Wir haben die Vorbereitungen etwa 3 Jahre vor der Veranstaltung begonnen.
UW: Was waren die Höhepunkte der Ausstellung – ausser den vielen schönen Kleintieren?
GP: Es gab mehrere unvergessliche Momente: Die Ankunft der ersten Lastwagen und der Aufbau der ersten Käfige. Die Bewertung der 10'500 Tiere und die Ernennung der „Best in Show“. Der Züchterabend mit Oesch die Dritten mit rund 1'600 begeisterten Gästen und natürlich den Sonntag mit einem Besucherrekord im Forum Freiburg.
Text: Urs Weiss
150 Jahre Kleintiere Schweiz (Artikel aus dem Kleintiere Magazin 12_2025)
Jahre der Veränderung
In der 150-jährigen Geschichte von Kleintiere Schweiz hat es selten so viele Veränderungen in so kurzer Zeit gegeben. In den letzten fünf Jahren wurde eine grundlegende Neuorientierung notwendig. Umwälzungen in der Zeitungsbranche und der Rückgang der Züchterinnen und Züchter machten dies notwendig. Text: Urs Weiss
B lickt man auf die letzten fünf Jahre zurück, fühlt man sich in einer turbulenten Zeit mit grundlegenden Änderungen. Vom 28. Februar 2020 bis zum 1. April 2022 gab es wegen der weltweit grassierenden Corona-Pandemie auch in der Schweiz teilweise massive Einschränkungen. Impfungen und Zertifikate sowie viele weitere Massnahmen prägten den Alltag. Besonders das Verbot von grösseren Veranstaltungen (Ausstellungen, Generalversammlungen, Delegiertenversammlungen etc.) erschwerten die Arbeit von Kleintiere Schweiz und der angeschlossenen Organisationen.
Seit vielen Jahren leidet die Verlagsbranche (Printmedien) an einer eigentlichen Erosion der Umsätze. Die Einnahmen aus der Print-Werbung in der Schweiz sind zwischen dem Jahr 2000 und 2020 um rund 75 % von etwa 2,5 bis 3,0 Milliarden Franken auf etwa 0,6 Milliarden Franken eingebrochen. Der massive Einbruch hat verschiedene Gründe. Einerseits ist er der Digitalisierung geschuldet, welche Informationen und Werbung schneller und günstiger verbreitet. Andererseits hat sich das Konsumverhalten geändert. Soziale Medien und das überall vorhandene Smartphone machen Neuigkeiten und Informationen überall gratis erhältlich. Selbst Gratiszeitungen (20 Minuten, Blick am Abend etc.) konnten den Rückgang nicht aufhalten.
Tierwelt
Die Geschichte der Fachzeitschrift Tierwelt ist in der Schweizer Medienlandschaft wohl einzigartig. Im Jahr 1902 kaufte die SOG (Vorgänger von Kleintiere Schweiz) die Tierwelt für 2000 Franken. Bereits ab 1908 warf die Tierwelt Ertragsüberschüsse ab. Ab dem 1. Januar 1925 wurde die Tierwelt (16–18 Seiten) beim Zofinger Tagblatt gedruckt. Der Beginn einer langen Erfolgsgeschichte. Turbulenzen gab es jedoch immer wieder. Die Geflügelabteilung der SOG wollte eine eigene Zeitschrift herausgeben und machte 1938 eine Offerte für den Kauf der Tierwelt. Diskussionen um die gerechte Verteilung des Tierwelt-Ertrages fanden immer wieder statt. Besonders im Jahr 1989 entbrannte ein heftiger Streit über den seit 1962 bestehenden Verteilschlüssel – sogar Juristen wurden von den Fachverbänden eingeschaltet. Erst im Jahr 1993 konnte man sich auf eine Verteilung einigen, die bis 2021 Bestand hatte. Hanspeter Blättler war der erste Chefredaktor der Tierwelt (1995 bis 2008) und trug wesentlich zum Erfolg bei. In den frühen 2000er Jahren lag die Auflage bei rund 70 000 Exemplaren mit bis zu 225 Seiten. Jährlich konnten grössere Beträge verteilt werden, da ein beachtlicher Überschuss erarbeitet wurde. So erhielten im Jahr 2013 die Fachverbände noch 1,35 Mio. Franken, und nur 6 Jahre später, im Jahr 2019, waren es noch 0,6 Mio. Franken.
Als Einschnitt darf die letzte Revision des Tierwelt-Vertrages gewertet werden, welche im Jahr 2013 erfolgte. Da die verkauften Inserate nicht mehr zum vollen Preis gemäss Tarifdokumentation vergütet wurden, sanken die Erträge nachhaltig. Dazu kam noch die schwierige Lage mit den Werbeeinnahmen und den Kleininseraten, welche auf die einschlägigen Internet-Plattformen abwanderten. Besonders prekär wurde die Situation im Jahr 2020, als die Werbeeinnahmen und Inserate während Corona monatlich um 10–25 % einbrachen. Dazu gesellte sich ein dauernder Rückgang der Abonnementzahlen und der Verkauf an den Kiosken. Bereits im Jahr 2018 wurde Kontakt mit einem möglichen Käufer der Tierwelt aufgenommen. Nach verschiedenen Gesprächen mit der ZT Medien AG (vormals Zofinger Tagblatt) wurde trotz heftigem Widerstand die Tierwelt AG gegründet. Diese hatte bedeutend mehr Handlungsfreiheit als die eher träge Form eines Verbandes.
Mit dem Zuzug eines versierten Experten der Zeitschriftenbranche wurden viele Berechnungen angestellt, welche als Grundlage für Verhandlungen mit der ZT Medien verwendet werden konnten. Zu unserem Bedauern konnte auch wegen dem bis Ende 2023 laufenden Tierwelt-Vertrag keine Einigung erzielt werden. Nach einem Unterbruch von mehreren Monaten wurde nochmals das Gespräch mit den ZT Medien aufgenommen. Plötzlich wollte die Leitung der ZT Medien eine Zahlung von mehreren Hunderttausend Franken, falls unsere Delegiertenversammlung Nein zum Verkauf sagen würde. In der Zeitschriftenbranche verbreiten sich Gerüchte in Windeseile. So meldete sich bei uns ein Unternehmen, welches Interesse an der Tierwelt hatte.
Corona machte das Leben ungewiss. Delegiertenversammlungen mussten verschoben werden, und man wusste nicht, wann wieder eine stattfinden konnte. Da die möglichen Vertragspartner sehr rasch einen Entscheid wollten, entschied sich der Vorstand, gemäss Corona-Verordnung des Bundes, für eine schriftliche Abstimmung im Juni 2021. 504 stimmten für einen Verkauf der Tierwelt und 425 dagegen. Der Vorstand erhielt ebenfalls die Kompetenz, die notwendigen Verträge abzuschliessen. Diese wurden in der Folge mit den Schweizer Agrarmedien abgeschlossen, weil diese das bessere und weniger risikoreiche Angebot abgegeben hatten. Per sofort wurde die Leitung an die Agrarmedien übergeben. Bis Ende 2021 wurde die Beilage zur Tierwelt, «Der Kleintierzüchter», von den Agrarmedien für uns gemäss Vertrag gedruckt, und nach dem 31. Dezember 2021 war keine Zusammenarbeit mehr vorgesehen.
Aufbruch
Verständlicherweise war man bei der ZT Medien AG über den Entscheid alles andere als erfreut. Damit die Lage entspannt werden konnte, suchten wir Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle, die nach einer umfassenden Suche in Niederönz beim Schweizerischen Schafzuchtverband gefunden wurden. Die Sammlung mit vielen Museumsgegenständen wurde aufgelöst, welche trotz mehreren Aufrufen auf wenig Interesse stiess.
Doch wie geht es mit dem «Der Kleintierzüchter» weiter? Bereits im Frühjahr 2021 haben wir mit einer Kommission Ideen für eine völlige Überarbeitung entwickelt. Der Vorstand hat grundsätzlich das Projekt bewilligt und es wurde im Oktober 2021 den redaktionellen Mitarbeitern vorgestellt. Die Diskussion war heftig und eine zugeschlagene Tür sowie die nachfolgenden Diskussionen zeigten rasch, dass völlig neu gestartet werden musste. Besonders, dass Artikel von Deutsch auf Französisch und umgekehrt übersetzt wurden und so die Romands besser eingebunden wurden sowie es weniger Autoren brauchte, fand nicht überall Verständnis. Das neue Kleintiere Magazin hatte heftige Geburtskomplikationen, die einerseits immer noch Corona geschuldet waren und andererseits mussten Schreibende gefunden werden.
Das Kleintiere Magazin hat sich in der Zwischenzeit etabliert und ist bis heute 48 Mal pünktlich erschienen. Fast alle der aktiven Züchterinnen und Züchter haben das Magazin abonniert.
Fehlt Geld?
Der jährliche Ertrag fehlt wegen dem Verkauf der Tierwelt! Doch wäre er auch früher oder später nicht mehr vorhanden gewesen, weil die Einnahmen durch Abonnemente, Werbung und Kleininserate massiv eingebrochen sind. Das durch den Verkauf vorhandene Geld wird von Kleintiere Schweiz verwaltet. Die Jahresabschlüsse 2021 und 2022 wiesen wegen dem Umzug nach Niederönz und der Einführung des Kleintiere Magazins ein markantes Minus auf. So war es mehr als nur verständlich, dass an der Delegiertenversammlung 2022 in Courtemelon das Budget 2023 abgelehnt wurde und ein Mitgliederbeitrag gefordert wurde. Die ausserordentliche Delegiertenversammlung im Januar 2023 entschied sich nach langen Diskussionen für die Einführung eines Jahresbeitrages und der Streichung der Beiträge an Auftritte an Publikumsmessen (BEA, OLMA, LUGA etc.).
Stunde der Wahrheit
Tatsache ist, dass nicht alle Organisationen von Kleintiere Schweiz über ein üppiges finanzielles Polster verfügen. Doch gibt es Sektionen, Klubs, Kantonal- und Fachverbände mit bedeutenden Vermögen. Die Einführung eines Mitgliederbeitrages war wie ein Erdbeben in der Kleintierszene der Schweiz. Der Wegfall der Tierwelt-Gelder und die Einforderung von Mitgliederbeiträgen führten dazu, dass viele Organisationen (z. B. Fellnähen Schweiz, Ziervögel Schweiz) und Mitglieder austraten. In den weiterbestehenden Organisationen wurden Mitglieder von Aktivmitglied auf Passivmitglied mutiert, weil nur die Aktivmitglieder bei der Jahresbeitrags-Berechnung berücksichtigt wurden. So sanken die Mitgliederzahlen innert einiger Jahre markant, während die nationalen Ausstellungen nach wie vor von etwa gleich vielen Ausstellerinnen und Ausstellern beschickt werden. Dies ist ein hoffnungsvolles Zeichen.
Statuten
Seit über 20 Jahren werden die sinkenden Mitgliederzahlen festgestellt und die Überorganisation beklagt. So machte der Vorstand von Kleintiere Schweiz schon mehrere Versuche, die gesamte Organisation zu vereinfachen – dies mit eher bescheidenem Erfolg. An der Delegiertenversammlung 2025 wurden ein neues Leitbild und ein überarbeitetes Strukturkonzept angenommen. Der Vorstand hat darauf basierend neue Statuten entworfen und in die Vernehmlassung gesendet. Das Mitspracherecht aller Mitglieder soll gestärkt werden.
Wie weiter?
Kleintiere Schweiz wurde auf eine völlig neue, zukunftsfähige Basis gestellt. Die Jahresrechnung ist transparenter und für die Mitglieder dadurch klarer. Die Geschäftsstelle in Niederönz mit dem Kleintiere Shop ist für die Mitglieder da, der Vorstand von Kleintiere Schweiz und die Fachverbände funktionieren gut und zuverlässig. Falls die Statuten an der Delegiertenversammlung 2026 angenommen werden, kann die Organisation in den nächsten Jahren vereinfacht werden. Jedoch ist dem markanten Wandel der Kleintierzucht in der öffentlichen Wahrnehmung und den weniger werdenden Mitgliedern Rechnung zu tragen, und innert kurzer Zeit müssen wiederum Anpassungen erfolgen. Doch besteht ein beachtliches finanzielles Polster, welches Ausgaben zugunsten jeder Züchterin und jedes Züchters erlaubt. Eher gehen uns die engagierten Mitglieder und Funktionäre aus, als uns das Geld ausgeht.


